Chronik

Schützenvereine haben eine jahrhundertealte Tradition. Bereits im frühen Mittelalter wurden Bürgerwehren oder Schützengilden zum Schutz der Bürger gegründet. So gab es auch in Fuhrberg eine Schützengesellschaft, die sich bereits 1892 eine Vereinsfahne mit der Aufschrift „Ueb‘ Aug und Hand fürs Vaterland“ anschaffte. Am 17. März 1906 wurde dann offiziell der „Schützenverein Fuhrberg“ gegründet. Die Statuten der damaligen Vereinssatzung haben das gesamte Vereinsleben paraphiert und bis auf wenige Änderungen der Neuzeit auch heute noch ihre Gültigkeit. So ist es nach wie vor Sinn und Zweck des Schützenvereins, den Schießsport zu betreiben, das Brauchtum und die Geselligkeit zu fördern. In den Anfängen des Fuhrberger Schützenvereins wurde in offenen Schießbahnen auf dem alten Scheibenstand, ca. 30 m östlich des Wieckenberger Weges, geschossen. Aus 150 m Entfernung schoss man sitzend oder stehend aufgelegt mit Scheibenbüchsen (8,15), bei einfacher Visierung ohne Diopter mit Feldkorn auf 12er Ringscheiben. Der Lader des Vereins hatte für ordnungsgemäße Büchsen und die Munition zu sorgen. Die vorgefertigten Patronenhülsen mussten damals noch mit selbstgefertigten Bleigeschossen bestückt werden. Bei schlechtem Wetter und im Winter wurde mit dem Luftgewehr und einem Bolzen auf dem Saal des Vereinswirtes Wöhler geschossen. Alljährlich fand im Februar eine Maskerade und im Frühjahr ein Preisschießen statt.

Im Mai wurde jährlich abwechselnd bei den Gastwirten Wöhler und Giesemann im Saal und einem davor aufgestellten Zelt Schützenfest gefeiert. Das Königsschießen fand immer am Himmelfahrtstag statt. Eine viel ältere Tradition hat in Fuhrberg das Schießen auf die Bauernscheibe – VIVAT Fuhrberg – heute Bürgerscheibe, die am Schützenfestmontag ausgeschossen wurde. Von jeher haben die Schützen die Bevölkerung in das Schießen um die Königswürde einbezogen und damit das eigentliche Schützenfest zu einem Volksfest gemacht, das alljährlich einen Höhepunkt des kulturellen und gesellschaftlichen Lebens in Fuhrberg darstellt. Die Teilnahme am Schießen war damals für jeden Bürger Pflicht. Wer unentschuldigt fehlte, die Regeln nicht einhielt oder sich ungebührlich verhielt, musste das Satzgeld und zusätzlich eine Strafe zahlen. Die Schützenkönige wurden mit großer Ehre, Scheibe und Fahne unter Musikbegleitung vom Scheibenstand zum Festplatz geleitet. Nach dem damals noch häuslichen Königsessen wurden sie wieder mit Musik zum Festball abgeholt. Ein weiterer Höhepunkt im Jahresablauf des Vereinslebens war das Hammelschießen im Herbst. Hier wurde bereits der Grundstein für das heute noch regelmäßig stattfindende Fleischpreisschießen gelegt. Schon früh pflegten die Fuhrberger Schützen den Kontakt zu den benachbarten Schützenvereinen. So gab es bereits 1907 einen gemeinsamen Schützenbund der Vereine Kleinburgwedel, Wettmar und Fuhrberg. Regelmäßig fanden Vergleichsschießen statt und einmal im Jahr wurde ein Bundesschützenfest veranstaltet.

Während der beiden Weltkriege ruhte der Vereinsbetrieb. Nach der Wiedergründung des Vereins im Jahre 1950 wurde den Schützen ein neues Gelände zugewiesen. Zunächst wurden wieder zwei offene Kleinkaliberbahnen errichtet. Im Kugelfang befanden sich zwei große 12er Scheiben, die von Hand in den darunter liegenden Keller gezogen und abgelesen werden mussten. Das Ergebnis wurde dann über eine Anzeigekelle angezeigt. Dieser Schießstand wurde in den folgenden Jahren ständig erweitert. Nach der Überdachung folgte ein sechsbahniger Luftgewehrstand. 1977 ein schallgedämmter vierbahniger Kleinkaliberstand mit vollautomatischer Scheibenzuganlage, der gleichzeitig für die Pistolendistanz ausgelegt ist. 1981 folgten weitere Anbauten für moderne Sanitäranlagen, Heizung und Teeküche. Damit haben sich die Schützen durch den unermüdlichen Einsatz vieler Mitglieder, dank unzähliger Spenden und der Hilfe von Gönnern und Freunden des Vereins eine vorbildliche Schießsportanlage geschaffen.

1981 wurde das 75-jährige Bestehen des Vereins gefeiert. Zur Jubiläumsfeier traf sich der Verein bei Ottes vor der Scheune. Auf dem Hof enthüllte die Vereinsjugend mit einem Bändertanz die neue Fahne. Mit einem großen Sternmarsch, an dem sich alle Fuhrberger Vereine, die des Kreisverbandes und viele Gäste beteiligten, ging es durch das Dorf zum Sportplatz. Dort wurde die Fahne durch den Präsidenten des Niedersächsischen Sportschützenverbandes e.V., Herrn Dr. Kurt Trump, geweiht.

Im Mai 2006 wurde das 100-jährige Bestehen gefeiert. Zu diesem Anlass wurde eine Jubiläumsscheibe ausgeschossen. An der Kirche wurde eine Ehrenpforte errichtet. Am Freitag legten die Mitglieder einen Kranz am Ehrenmal nieder. Beim Kommers wurden der Jubiläumskönig und alle anderen Majestäten bekannt gegeben. Am Samstag folgte der Festzug mit Scheibenanbringen und Kindernachmittag. Der Sonntag, 28. Mai 2006 begann mit einem Zeltgottesdienst mit Pastor Junge. Es folgte um 14:00 Uhr ein großer Festumzug durch das geschmückte Dorf. An der Ehrenpforte überreichte die Jugend den Fahnen- und Standartenträgern die Fahnenbänder. Auf dem Hof von Willi Meyne, unter den Eichen, begrüßte der 1. Vorsitzende, alle Festteilnehmer, den Vorstand des Kreisverbandes Burgdorf, befreundete Vereine und Verbände alle Fuhrberger Vereine, Spielmanns- und Fanfarenzüge. Angereist war auch die „Historische Bürgerwehr“ aus Schöppenstedt. Sie bot mit ihren historischen Uniformen ein schönes buntes Bild bei den Umzügen. Anschließend wurden noch einige Böllerschüsse von den Gästen aus Schöppenstedt abgefeuert. Gegen 20.00 Uhr trugen die Majestäten die große Kerze ins Festzelt, man bildete einen Kreis und das 100-jährige Jubiläumsfest war zu Ende.

Im Januar 1965 gründeten 22 Frauen die Damenabteilung des Vereins. Damals kein leichtes Unterfangen. Einige der älteren Schützen waren dagegen und meinten: „Das wird nicht lange gut gehen“. Doch die Damen bewiesen schnell das Gegenteil. Das erste Schießen fand bei Otto Wöhler im Saal statt und musste von allen erst einmal gelernt werden. Aber es gab sehr gute Talente und die ersten Auswärtssiege stellten sich ein. Inzwischen ist man überall dabei, im Unterkreis, auf Kreisebene und sogar bei der Deutschen Meisterschaft in Dortmund. 1979 stellten die Schützendamen auch die erste Gemeindekönigin. Seitdem stellt die Damenabteilung des Schützenvereins bei vielen Vergleichsschießen die besten Einzelschützinnen und Mannschaften. Neben dem Schießen trifft man sich zum Wandern, Radfahren, Busfahren und Kegeln. Es werden Theaterstücke und Tänze einstudiert und gemeinsam mit den Männern werden lustige Spiele beim Dorffest veranstaltet. Bei vielen Gelegenheiten sorgen die Frauen mit Backen, Braten und Kochen für das leibliche Wohl. Seit über 20 Jahren gibt es den „Damentreff“ zum gemütlichen Beisammensein. Diese Treffen finden alle 8 Wochen im Schützenhaus statt. Die Damenabteilung entwickelte sich zu einem vollen Erfolg, so dass 1981 „25 Jahre Damenabteilung“ in der Turnhalle gefeiert werden konnte. Aus diesem Anlass wurde eine Jubiläumsscheibe ausgeschossen. Auch zum 50-jährigen Jubiläum, das im Januar 2015 gefeiert wurde, gab es eine besondere Scheibe. Die prächtigen Jubiläumsscheiben aus geschnitztem Holz können im Schützenhaus bewundert werden.

Neben dem Damentreffen wurde auch für die älteren Schützen ein gemeinsames Treffen organisiert. Unter dem Motto „Wir-ab-55“ finden regelmäßig Aktivitäten oder gemeinsame Essen im Schützenhaus statt.

Die Jugendabteilung des Vereins wächst seit einigen Jahren wieder. An regelmäßigen Übungsabenden lernen die Kinder und Jugendlichen den sicheren Umgang mit dem Gewehr, trainieren aber auch die dazugehörigen sportlichen Techniken wie ruhige Atmung, Haltung, Konzentration und Ausdauer. Kinder können erste Erfahrungen mit dem Lichtpunktgewehr sammeln. Ab 12 Jahren kann mit Luftgewehr und Luftpistole trainiert werden. Die Jugendabteilung veranstaltet außerdem jährlich eine Faschings- und eine Halloweenparty, an der alle Kinder und Jugendlichen aus Fuhrberg teilnehmen können.

Mit dem Volks- und Schützenfest ist der Verein ein fester Bestandteil des Fuhrberger Dorflebens. Das Schützenfest findet immer am Wochenende nach Himmelfahrt statt, alle Scheibenschießen zum Fest drei Wochen vorher. Tradition ist das gemeinsame Girlanden-Binden am Mittwoch vor Himmelfahrt. Beim Kommers am Freitag werden die Könige und Preisträger proklamiert. Seit 1981 wird auch ein Kaiser- und Kaiserinnenschießen durchgeführt, bei dem die ehemaligen Schützenkönige und -königinnen gegeneinander antreten. Am Samstag werden die Königsscheiben bei den Majestäten angebracht und am Sonntag beim großen Festumzug durch den Ort mit allen Fuhrberger Vereinen, Musikkapellen und befreundeten Vereinen beim Schützenkönig abgeholt. Da das Schießen auf die Bürgerscheibe am Sonntag nicht mehr stattfand, wurde dafür etwas Neues geschaffen, die „Schwarze Scheibe“ (Schluck-Scheibe), für die mit einem alten Knickebein-Gewehr drei saubere 1er getroffen werden müssen. Wenn das Schützenfest am Sonntagabend zu Ende geht, ist noch lange nicht Schluss. Seit 1976 findet dann immer das Gurkenfest mit Gurkensaft und Korn statt, eine Fuhrberger Spezialität. Der Gewinner der Gurkenscheibe wird am Montag beim Aufräumen des Schützenplatzes ermittelt. Jeder, der mitmacht, kann bis 12.00 Uhr ein Los in den Topf werfen, um neuer Gurkenkönig zu werden. Der Vorjahreskönig zieht das Los und verkündet den neuen Gurkenkönig. Dann marschieren alle zum neuen König und gratulieren ihm mit einem dreifachen „Gurkensaft“. Danach geht es zurück ins Schützenhaus zum Eierbraten.

Vereinsvorsitzende

Heinrich Klingemann 1906- 1908

Heinrich Seehaus 1908- 1921

Richard Seehaus 1921-1924

Alfred Müller 1924- 1928

Emil Müller 1928-1931

Heinrich Otte 1931-1974

Helmut Benecke 1974 – 2000

Karsten Segger 2000 – 2020

Karsten Dick seit 2020